Obwohl sie seit über 40 Jahren ausgewandert ist, hat sich – wenn es um das Thema Heimat geht – bei Ursula Stoll nicht viel verändert: „Mein Ziel war es schon immer, mich für Siebenbürgen nützlich zu machen”, sagt die gebürtige Hermannstädterin, die seit ihrem 12. Lebensjahr in Deutschland lebt, erst im niedersächsischen Uelzen und später in Frankfurt am Main.
Als sie nach knapp dreißigjähriger Abwesenheit ihre Heimatstadt zum ersten Mal wieder besucht, ist die gelernte Bankkauffrau positiv überrascht: Es gab frisch renovierte Häuser, viele Straßen waren besser geworden, neue Wohnviertel sind entstanden, Industrie hat sich angesiedelt. Und doch muss man noch viel tun: zum Beispiel alte Gebäude sanieren. Die engagierte Siebenbürgerin will helfen, den Verfall aufzuhalten. Im Internet stößt sie auf die Brukenthal-Stiftung, die sich für den Wiederaufbau der maroden Sommerresidenz von Samuel von Brukenthal in Freck stark macht. Der kleine Ort am Fuße der Karpaten gefällt ihr. „Die Stille und die Gelassenheit, die das Schloss und seine Gärten ausstrahlen, haben mich sofort in ihren Bann gezogen”, sagt Stoll.
Heute unterstützt sie Projekte, die den Erhalt des Anwesens zum Ziel haben. Das größte Projekt, das es im Moment zu stemmen gilt, ist das von der Europäischen Union (EU) geförderte „CultTour”-Projekt. Es soll kulturelles Erbe und Tourismus verbinden. „Mit unseren zahlreichen kunsthistorischen Schätzen haben wir einen sehr wertvollen Besitz, den es auf jeden Fall zu erhalten gilt”, erklärt Stoll. Dem EU-Projekt folgend, nämlich das Zusammenwirken von Kultur und Tourismus zu nutzen, hat sie nun selbst die Initiative ergriffen. Zusammen mit der Bukarester Agentur „Quality Tours & Travel” hat die Hermannstädterin, eine Reise zusammengestellt, die zu von ihr besonders geliebten Plätzen führt. „Damit möchte ich den Bekanntheitsgrad meiner Heimat mit ihren einmaligen Kulturschätzen erhöhen”, erläutert sie. Und auch in ihrer neuen Heimat sucht sie den Austausch mit Landsleuten, die die siebenbürgisch-sächsische Kultur in Ehren halten. … Dass sie bei der Gründungsfeier der Carl Wolff Gesellschaft (CWG) in Wiesbaden noch am gleichen Abend den Mitgliedsantrag ausgefüllt und unterschrieben hat, lag vor allem daran, dass sie hier Gleichgesinnte getroffen hat. „Die CWG setzt sich ebenfalls für den Erhalt der Kultur und des Brauchtums ihrer Landsleute ein”, begründet Stoll ihre Entscheidung. „Sie repräsentiert den siebenbürgischen Unternehmergeist, den es durch mehr Synergien zwischen Landsleuten zu stärken gilt.” (Bettina Ponschab)